BUND Markdorf

Bürgermeisterwahl in Markdorf

16. Juni 2021

Der BUND Markdorf hat die Kandidatin/en gefragt.

Sieben Fragen haben wir der Kandidatin und den Kandidaten gestellt. Hier kommen die Antworten (in der Reihenfolge der Rückmeldung an uns):

1. An welcher Stelle kamen Sie in der Vergangenheit, beruflich oder privat, mit Themen aus dem Bereich des Natur- und Umweltschutzes in Berührung?

Markus Lauffer:

„In meiner Tätigkeit als Pädagogischer Betreuer komme ich immer wieder mit Themen aus dem Bereich Natur- und Umweltschutz in Berührung, da viele unserer Schüler der Fridays for Future Bewegung angehören bzw. an Demonstrationen teilnehmen.

Wir verzichten seit geraumer Zeit auf Verpackungen im Bereich der Mensa. Freitags am Tag der Abreise gehen wir durch die Zimmer, um die Lichter auszuschalten, die Heizungen zurückzudrehen usw. Damit konnten wir die Energiekosten entsprechend senken.“

Heike Padberg:

„Ich selbst bin sehr viel mit meinem Hund in der Natur unterwegs und mir fallen dadurch immer wieder Dinge auf, z.B. das direkt neben einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet intensive Landwirtschaft betrieben wird. Sensibilisiert auf das Thema Natur- und Umweltschutz werde ich durch meinen Mann, der Diplom Geograph/Geoökologe und Biologe ist. Ich selbst habe aktive Aufklärungsarbeit im Haischutzprojekt als Tauchlehrerin auf Madeira betrieben.“

Georg Riedmann:

„Die intensive Befassung mit diesem Aufgabenkomplex begann mit der Übernahme des Bürgermeisteramtes in Markdorf im Jahr 2013. Seither trage ich die Verantwortung dafür, dass die Stadt Markdorf ihren gesetzlichen Verpflichtungen in diesem Bereich nachkommt und darüber hinaus ein Interessenausgleich vollzogen wird, bei welchem der Flächenverbrauch nicht mehr auf Augenhöhe mit den Anforderungen des Natur- und Umweltschutzes sowie der Landwirtschaft abgewogen wird.“

Klaus Schultz:

„45 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes beschloss der Deutsche Bundestag 1994 die Aufnahme des Umweltschutzes als Staatsziel in die Verfassung. Aber schon seit 1970 gab es in der Bundeswehr den ersten Umweltschutzbeauftragten. Insofern kann ich mit Stolz antworten: Seit nunmehr fast 40 Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema – mehr oder weniger intensiv. Was ich in meinen jungen Jahren gelernt habe, zum Beispiel Müll nicht einfach in den Wald zu schmeißen, lebe ich noch heute.

In meinem privaten Umfeld (Mannheim) sorgen wir mit unserer privaten Gartengestaltung dafür, dass sich mitten in der Großstadt Insekten, Kleinsäuger und Vögel zumindest in unserem Garten wohl fühlen. Seit März haben wir auch die Verantwortung für unseren großen Garten in Markdorf übernommen. Auch hier setzen wir durch unsere naturnahen Hecken, vielfältigen Pflanzen und minimaler Bodenversiegelung darauf, dass sich heimische Tiere in unserem Garten entwickeln können. Als Eigentümer eines Hauses in der Oberen Gallusstrasse, in Wurfweite zum Naturschutzgebiet Eisweiher, in dem ich meine Kindheit verbracht habe, ist es mir ausgesprochen wichtig, alles zu tun, dass die notwendigen Rückzugsräume für die Natur erhalten bleiben.“

Alexander Kauderer: 

"Beruflich hatte ich bewusst die Wahl getroffen einen VauDe Store zu führen, steht er doch bei seinen Produkten für die Verwendung von umweltbewussten Recyclingmaterialien. Privat ist man als Vater von zwei Kindern nochmals mehr sensibilisiert, da man die Verantwortung, ihnen eine intakte Umwelt zu hinterlassen, übernehmen möchte. Zudem sind die Kinder und wir als Eltern bereits selbst sehr aktiv, was man zuletzt vor wenigen Wochen in der großen Müllsammelaktion (Südkurier berichtete) Markdorf gut beobachten konnte."

 

2. Die biologische Vielfalt, existentielle Grundlage auch menschlichen Lebens, ist bedroht. Welche Möglichkeiten sehen Sie als Bürgermeister und somit Akteur vor Ort im Umgang mit Natur und Landschaft, um dem Rückgang der Artenvielfalt entgegen zu wirken?

Markus Lauffer:

„Zum Thema Biodiversität habe ich folgende Vorschläge:

Blühflächen in der Stadt

Lebendige Bäche

Schottergärten verhindern durch Bauberatung, Fotowettbewerb zum Thema Naturgarten, Zuschuss von der Stadt für Entsiegelung der Gärten z.B. 1qm/2,50€, kostenfreie Samentütchen im Rathaus für Wildblumen.

Erhalt von Streuobstbeständen

Minimierung der Lichtverschmutzung durch Beleuchtungsplanung

Beteiligung am landesweiten Biotopverbund.“

Heike Padberg:

„In Bezug auf die Forstwirtschaft sollte ein Dialog zwischen den Privatwaldbesitzern und der Stadt Markdorf erfolgen, mit dem Ziel, die potentielle natürliche pflanzensoziologische Waldgesellschaft auf lange Sicht wiederherzustellen. Das gleiche gilt für die Landwirtschaft und die dort häufig angebauten Monokulturen, „Vermaisung der Landschaft“.

Die Diversität der Pflanzengesellschaften ist in Hinblick auf den Klimawandel zu fördern.“

Georg Riedmann:

„Zunächst im Privaten durch eine naturnahe Gartengestaltung mit viel Gebüsch und teilweise selten gemähten Grasflächen, in welchen sich eine Vielzahl von Insekten – und vermutlich auch Reptilien tummeln. Im und am naturnahen Gartenteich wohnen immer wieder auch Frösche und Molche.

Die Stadt Markdorf engagiert sich vergleichsweise stark beim Entwickeln eigener Ökokontoflächen und hat bereits zu Beginn des Jahres 2021 die im Rahmen des Biodiversitätsstärkungsgesetzes für die Kommunen vorgeschriebene Biotopverbundplanung in Auftrag gegeben.

Die Stadtgärtnerei hat bereits seit einiger Zeit auf die Pflanzung von Blühwiesen an vielen Stellen der Stadt und der Ortsteile umgestellt. Diesen Weg der Umstellung der Stadtbepflanzung auf diversitätsstärkende Bepflanzungen werden wir fortsetzen.

Auch in der Waldbewirtschaftung steht für uns der lebendige und gesunde Wald an erster Stelle, wirtschaftliche Aspekte sind untergeordnet, im Idealfall wird eine schwarze 0 angestrebt.“

Klaus Schultz:

„Zunächst durch eigenes Vormachen. Siehe oben. Hinzu kommt, das Amt dahingehend zu nutzen, umweltpolitische Konzepte im GR vorzuschlagen bzw. einzubringen, um über diese demokratisch abzustimmen. Alles dafür zu unternehmen, was in der „Macht“ steht, um die Bürger zu diesem Thema zu sensibilisieren. Dabei darf Umweltpolitik aber nicht zum Dogma werden. Für mich steht immer noch der Mensch und Bürger mit all seinen eigenen, möglicherweise konträren Themen im Vordergrund.“

Alexander Kauderer: 

"Sie sprechen hier die abnehmende Biodiversität an. Ein wichtiges, für die Menschheit existentielles Thema gleichwertig mit dem Klimaschutz, dem wir uns widmen müssen! Hier muss die Kommune mit best practice Beispielen vorangehen und Vorbild sein. Mit Bauhof und Stadtgärtnerei die Möglichkeiten ausloten wie bspw. Wiesenrandstreifen stehen lassen, nicht gleich den frühen ersten Schnitt am Straßenrand tätigen, Flächen ausweisen, die Raum für die Artenvielfalt geben, wie bspw. Blumenwiesen auf öffentlichem Grund realisieren. Auch kann in Bebauungsplänen der Biodiversität Raum gegeben und mit eingeplant werden."

 

3. Um die Klimaschutzziele des Bundes und des Landes zu erreichen muss auch die Kommune ihren Beitrag leisten. Wo würden sie in diesem Bereich die Schwerpunkte setzen?

Markus Lauffer:

„Mein Vorschlag ist die Schaffung einer Stelle für kommunales Klimamanagement, die vom Bund entsprechend gefördert wird.“

Heike Padberg:

„Die Photovoltaik auf Dächern ist voranzutreiben. Nachhaltigkeit ist zu fördern. Menschen, die in Markdorf arbeiten, müssen sich den Wohnraum leisten können. Regionale Produkte sind importierten Produkten vorzuziehen. Durch weiteren Ausbau eines guten ÖPNV und Verbesserung des Radwegenetzes sowie der Förderung von Car-Sharing Projekten kann der individuelle PKW Verkehr reduziert werden.“

Georg Riedmann:

„Hierzu ein Ausschnitt aus meiner Vorstellungsrede: „….Markdorf braucht einen Plan zum Klimaschutz. Weil ich davon überzeugt bin, dass ein Fahrplan zum Klimaschutz gleichzeitig ein Fahrplan zur positiven Stadtentwicklung ist. Ich möchte mit dem Gemeinderat einen roten Faden entwickeln, der Markdorfs Weg zur klimaneutralen Stadt aufzeigt. Starten möchte ich mit dem symbolischen Zeichen des Beitrittes zum Klimapakt Baden-Württemberg. Anschließend folgt die Erarbeitung der Antwort auf die Frage, wie eine klimaneutrale Stadt sich überhaupt definiert. Und dann leiten wir daraus unsere konkreten Aufgaben ab und hinterlegen diese mit einem verbindlichen Zeitplan.

Einen großen Einfluss wird die notwendige Entwicklung hin zur klimaneutralen Stadt auf die weitere Wohnbauentwicklung haben. Die für die kommenden Jahre vorgesehene Planungen im Klosteröschle, sowie in Markdorf Süd zur Bundesstraße 33 hin werden sich nicht mehr als klassische, von Einzelhäusern dominierte Baugebiete entwickeln. Nicht nur die Preisentwicklung für den privaten Häuslebauer steht dagegen. Ich glaube viele junge Familien sehnen sich nach finanziell überschaubareren Möglichkeiten, um ihre Zukunft in der schönen Heimatstadt Markdorf sichern zu können.

Wir wollen Quartiere entwickeln, die von den verwendeten Baustoffen über die Haustechnik, eine intelligente Architektur und ein schlaues Verkehrskonzept visionär und damit eben klimapolitisch zeitgemäß sind. Ich wünsche mir Quartiere, in denen Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensentwürfen und aller Generationen gerne und gut zusammenleben können. Quartiere, die Räume zur Begegnung bieten und trotzdem allen Bewohnern den Rückzug ins Private erlauben….“

Daneben zählen die Förderung des Umweltverbundes im Verkehrsbereich zu den wichtigsten Aufgaben und parallel zur konzeptionellen Bearbeitung im Sinne eines Klimaschutzkonzeptes die energetische Optimierung der städtischen Liegenschaften sowie die Diskussion darüber, wo Photovoltaik auf und an städtischen Gebäuden Sinn macht.

Die Optimierung der klimatischen Verhältnisse in der Innenstadt über Begrünung nicht nur im Straßenraum sondern auch an und auf Gebäuden zählt ebenso dazu.“

Klaus Schultz:

„Ich halte die Photovoltaik und zentrale Biogasanlagen für eine gute Möglichkeit, genau diesen Beitrag zu leisten. Bei knapp 100 Gebäuden in der Hand der Stadt ergibt sich ein großes Flächenpotential. Dies aber immer unter dem Kontext der Wirtschaftlichkeit. Alle! Maßnahmen, die mit Sicherheit wünschenswert sind, lassen sich möglicherweise nicht zeitnah realisieren. Und als Bürgermeister ist man eben auch den Gemeindefinanzen gegenüber verantwortlich. Trotzdem darf der Fokus hier nicht verloren gehen.“

Alexander Kauderer:

"Markdorf muss eine klimafreundliche Kommune sein. Es gibt aus meiner Sicht zwei wichtige Hebel der CO2 Einsparung: Zum einen die Überprüfung der kommunalen Gebäude und Anlagen auf ihre Klimafreundlichkeit (ausreichende Dämmung, Verwendung von energiesparenden Heizungsanlagen bis hin zu den Leuchtmitteln und der Möglichkeiten für Photovoltaikanlagen auf den Gebäuden) und zum anderen der Verkehr. Fahrradwege, die angenommen werden und eine ausreichende ÖPNV-Anbindung, Parkplätze für Elektromobile und Ladestationen. All dies muss immer wieder auf den Prüfstand, muss ausgebaut und verbessert werden. Da sind wir alle erst am Anfang."


4. Sehen Sie Möglichkeiten für Konzepte mit denen der bisherige hohe Flächenverbrauch in Markdorf in Zukunft deutlich reduziert werden kann?

Markus Lauffer:

„Mein Konzept wäre, vor Neubau den Leerstand zu beseitigen und ungenutzte Flächen im Zentrum der Stadt wiederzubeleben. Markdorf 2040 sieht für mich so aus, dass die Menschen in der Innenstadt Leben, Arbeiten und ihre Freizeit hier verbringen.“

Heike Padberg:

„Es sollten keine weiteren Landschaftsflächen verbraucht werden, sondern der jetzige Flächennutzungsplan überarbeitet werden in Bezug auf Wohnraum, Stichwort Nachverdichtung.“

Georg Riedmann:

„Markdorf befindet sich heute in der Lage, beim Flächenverbrauch gar keine wesentlichen Optionen mehr zu haben. Im gewerblichen Bereich gibt es nur noch Restflächen. Für den Wohnbau gibt es neben wenigen Abrundungen nur noch die Flächen am Klosteröschle, die wir demnächst entwickeln wollen, sowie noch einen großen Bereich Markdorf Süd zur B33 hin. Diese Fläche steht mittel- bis langfristig auf der Tagesordnung. Das wird dann auch im Wohnbaubereich die letzte wesentliche Entwicklungsfläche sein. Der vieldiskutierte Regionalplan sieht keine umfassenden Potentiale für Markdorf mehr vor. Ich bin nicht unglücklich über diese beschränkte Entwicklungsperspektive – diese wird uns aber früher oder später, sowohl im Wohnbaubereich wie auf der gewerblichen Ebene das eine oder andere Problem stellen, das wir dann auf andere Weise zu lösen haben werden. Wie immer heißt das Stichwort dann Innenverdichtung. Und wir wissen alle, dass dieses Stichwort dann beliebt ist, wenn es darum geht, Flächenfraß zu minimieren. Umgekehrt wird es aber umgehend zum Unwort, wenn es um die individuelle Nachbarschaft geht. Damit werden wir gemeinsam einen Umgang finden müssen.“

Klaus Schultz:

„Der Flächenverbrauch in der Vergangenheit ist insbesondere dem gewünschten Wachstum in den letzten Jahren geschuldet. Sowohl dem Wachstum an Einwohnern als auch dem industriellen Wachstum.

Aufgrund der begrenzten Ressourcen wird sich der Flächenverbrauch in der Zukunft per se reduzieren. Trotzdem ist es notwendig, in moderatem Rahmen Flächen für Bauland auszuweisen – das ist allein für die demografische Struktur der Stadt zwingend – als auch gezielt gewerbliche Flächen zu verdichten. Hier kommt die wirtschaftliche Komponente zum Tragen. Ohne moderates Wachstum hat die Stadt Markdorf es auf Dauer schwer.“

Alexander Kauderer: 

"Der Flächenverbrauch ist nicht nur für das Klima zentrales Element des Landschaftsschutzes. Auch die Konkurrenz mit der Landwirtschaft gilt es zu bedenken, da rare Flächen auch die Preise für Lebensmittel in die Höhe schnellen lassen. In diesem Spannungsfeld müssen wir uns über innerörtliche Verdichtungen unterhalten, sowohl im Wohn- wie auch im gewerblichen Bereich."
 

5. Können Sie sich Projekte vorstellen, die darauf abzielen, den Autoverkehr in der Markdorfer Innenstadt zu reduzieren?

Markus Lauffer:

„Schaffung von Parkflächen außerhalb der Innenstadt, Fußgängerzone vom Adler bis zur Sparkasse.“

Heike Padberg:

„Die Markdorfer Innenstadt muß über ein entsprechendes Verkehrskonzept verkehrsberuhigt werden. Der Individualverkehr wird nach außen verlagert. Der Marktplatz Parkplatz wird zum Marktplatz, Parken erfolgt weitestgehend auf Parklätzen am Stadtrand, die durch Pendelbusse mit der Innenstadt verbunden werden.“

Georg Riedmann:

„Selbstverständlich: Der weitere Ausbau des ÖPNV, die in jedem Fall bevorstehende Diskussion zu einem Stadtbussystem sowie die Abarbeitung der Aufgaben aus dem Radverkehrskonzept werden ihren Beitrag dazu leisten. Was ich nicht für erfolgreich umsetzbar halte, ist eine echte Fußgängerzone in der Hauptstraße, aber das Modell des bevorstehenden shared space am Latscheplatz könnte dereinst dem Umbau der Hauptstraße Pate stehen. Die Dominanz des Autos (egal ob stehend oder fahrend!) sollte dann dort auch mit dieser städtbaulichen Maßnahme reduziert werden.“

Klaus Schultz:

„Ja. Für mich wird es Zeit, dass alle Verkehrsteilnehmer (Individualverkehr PKW, Fahrrad, Fußgänger) gleichberechtigt den Verkehrsraum nutzen können (shared space). Durch geeignete Baumaßnahmen im öffentlichen Verkehrsraum können somit PKW verdrängt werden. Von Verboten halte ich eher wenig. Adäquate Parkgebühren sind zielführend, um den PKW an den überproportional anfallenden Kosten für Parkraum zu beteiligen.“

Alexander Kauderer: 

"Neben dem Share Space wären attraktive Parkplätze am Stadtrand geeignet, den Park- und Suchverkehr aus der Stadt herauszunehmen und damit die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern. Sichere Fahrradabstellplätze und ein gut angebundener ÖPNV tragen auch dazu bei, die Innenstadt zu entlasten. Zudem könnte die Hauptstraße verkehrsberuhigter gestaltet werden."

 

6. Seit  dem Bürgerentscheid im Jahre 2003 hat sich die Faktenlage zur Südumfahrung deutlich verändert. Wie stehen Sie zur Südumfahrung?

Markus Lauffer:

„Klares Ja zur Südumfahrung. Das wird den Verkehr auf der Bundesstraße um bis zu 50 Prozent reduzieren. Der Schwerverkehr wird von ca. 15% auf über die Hälfte reduziert. Weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen können dann folgen wie z.B. ein Kreisverkehr, Fahrbahnbegrünung usw.“

Heike Padberg:

„Das Hauptproblem aus meiner Sicht ist die Verkehrsbelastung der B33 in Markdorf selbst und in Ittendorf. Die Befürworter der Südumfahrung erhoffen sich eine Verkehrsentlastung von Markdorf selbst, die Gegner befürchten eine stärkere Belastung der B33 durch Ittendorf. Wichtig ist, beide B33 Teile deutlich verkehrsmäßig zu entlasten. Dies ist aus meiner Sicht auch durch einfachere alternative Umgehungsvarianten möglich. Abzuwarten ist, welchen Einfluß die komplette Freigabe der neuen B31 auf die jetzige Verkehrsbelastung der B33 hat.“

Georg Riedmann:

„Meine Haltung zur Südumfahrung ist klar und bekannt: Ich bin kein Freund dieses Projektes, ich wäre froh, wenn es nicht realisiert würde. Die Südumfahrung ist aber genau genommen kein kommunalpolitisches Thema der Stadt Markdorf mehr, seit im Juli 2013 der Finanzierungsvertrag abgeschlossen wurde. Immerhin hat der Kreistag der Stadt ein über diesen Vertrag hinausgehendes Recht zur Abgabe einer Stellungnahme vor dem Baubeschluss eingeräumt. Dass die Grünen und die SPD im Kreistag ein über die städtische Resolution hinausgehendes Vetorecht gefordert haben und mir so die Möglichkeit zum positiven Abstimmungsverhalten genommen haben, hat mich geärgert. Die städtische Stellungnahme in Form eines Bürgerentscheides abzugeben, findet meine Zustimmung (wenngleich ich damit meinem Team die 4. Wahl innerhalb eines Jahres zumuten werde!). Die städtische Stellungnahme wird die Entscheidung im Kreistag umso mehr beeinflussen können, je deutlicher sie ausfallen wird.“

Klaus Schultz:

„Dieses Thema wurde per Bürgerentscheid schon viele Jahre vorher entschieden. Insofern ist der kommunale Handlungsspielraum zu dem Thema marginal. Auch bei einer Bürgerbefragung ergibt sich im Ergebnis maximal eine Stimmungslage gegenüber dem Kreis.

In den späten 70ern war ich massiv gegen den Bau der A98 an Markdorf vorbei. Ins besonders, da Markdorf drei bzw. vier Autobahnausfahrten bekommen sollte.

Da ich kein Freund von „hätte“ bin: Möglicherweise wären alle Themen der SU heute mit diesem Thema obsolet. Ich weiß es einfach nicht. Mit all den Informationen, die ich bisher habe, ergibt sich persönlich für mich ein Unentschieden. Fakt ist aber: Auch die Anwohner der B33, explizit die in der Ravensburger Straße, haben ein Recht auf gesundes Leben ohne Lärm und Feinstaub. Ich glaube auch nicht, dass sich die Anzahl der PKW reduziert. Möglicherweise die Antriebsart. Das ändert aber am Volumen nichts.“

Alexander Kauderer:

"Bürgermeister Riedmann sagte im Interview, dass die Entscheidung zur Südumfahrung allein beim Kreis liegt. Dann hätte es genau genommen auch keines ersten Bürgerentscheides bedurft. Seit diesem Entscheid ist nach Berechnungen die erwartete Verkehrsentlastung stark zurückgegangen und die Kosten sind um das Fünffache gestiegen - bei einem enormen Flächenverbrauch, den wir in alle miteinander eindämmen wollen. Das ist keine gute Ausgangssituation, um sich ernsthaft für die Südumfahrung auszusprechen. Die Frage bleibt aber, welche Alternativen sich uns zur Verkehrsentlastung und zur Entlastung unserer Bürger bieten. Es bedarf unbedingt eine Anbindung von Kluftern und Bermatingen - daher wiederhole ich mich: ohne verkehrliches Gesamtkonzept wird es auch mit der Südumfahrung nicht die so dringend benötigte Entlastung geben!"

 

7. Haben Sie sich bereits damit auseinandergesetzt welche Möglichkeiten Gemeinden haben, zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt in den Mobilfunkausbau steuernd einzugreifen?

Markus Lauffer:

„In der 26. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes §7a steht, dass die Kommune in deren Gebiet die Hochfrequenzanlage errichtet werden soll die Möglichkeit zur Stellungnahme und Erörterung der Baumaßnahme hat. Die Ergebnisse der Beteiligung sind zu berücksichtigen.

Als Bürgermeister von Markdorf würde ich bei Mobilfunkausbau davon Gebrauch machen.“

Heike Padberg:

„Leider wurde in der Zeit, während sich alle mit den Coronamaßnahmen beschäftigt haben, still und leise das G5 Netz aufgebaut. Der einzige gangbare Weg für eine Gemeinde ist, die Standortpreise für die Basisstationen so hoch zu treiben, das sie für die Betreiber unattraktiv werden.“

Georg Riedmann:

„Die rechtlichen Möglichkeiten hierzu sind beschränkt: Mobilfunkanlagen werden i.d.R. als Anlagen für das „Gemeinwohl“ angesehen. Bei den Eingriffsmöglichkeiten geht es mehr um städtebauliche Belange, wobei eine städtebauliche Relevanz wohl Aufgrund ihrer geringen Höhe für die meisten Mobilfunkanlagen nicht gegeben ist. Durch die Einhaltung der Grenzwerte der 26. Bundes-Immissionsschutzverordnung (26. BImSchV) und die Vorlage einer Standortbescheinigung der Bundesnetzagentur wir formal sichergestellt, dass durch eine Anlage die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse nicht beeinträchtigt werden.

Mehr dazu auf folgender Internetseite:

https://www.informationszentrum-mobilfunk.de/politik-recht/gesetzgebung/baurecht"

Klaus Schultz:

„Solange die Emissionswerte gemäß den geltenden europäischen Vorgaben und Gesetze eingehalten werden, gibt es seitens der Kommune wenig Handlungsspielraum. Mir ist sehr wohl bewusst, dass es Bürger gibt, die auch diese offiziellen Grenzwerte kritisch sehen. Ich selbst sehe den 5G-Ausbau als Chance für die schnelle Digitalisierung und die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung unserer Region.“

Alexander Kauderer:

"Wenn wir ehrlich sind: fast jeder hat ein Handy und keiner möchte die Strahlenbelastung. Selbst Kinder besitzen schon eines. Steuernd eingreifen kann die Kommune nur eingeschränkt. Sie könnte aber versuchen, mit den Anbietern eine Mobilfunkplanung auf den Weg zu bringen, die die geringst belastenden Strahlungsergebnisse in Wohngebieten aufweist, auch um den Wildwuchs von Antennen zu begrenzen. Ein Mast weit weg von der Bebauung auf einer topografischen Erhöhung wäre aus meiner Sicht am effizientesten."

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