BUND Markdorf

Das Weißstorchprojekt

Initiiert vom BUND Ortsverband Markdorf und dem Landratsamt Bodenseekreis

Störche auf dem Horst  (BUND Ortsgruppe Markdorf)

Schirmherr: Landrat Lothar Wölfle

Einst erstreckten sich ausgedehnte Feucht- und Extensivwiesen von der Talsenke im Süden von Markdorf bis nach Oberteuringen. Dies änderte sich durch deutlich intensivere Landbewirtschaftung, und aufgrund der Abwertung seines Lebensraums verabschiedete sich "Meister Adebar", Fruchtbarkeitssymbol und "Kinderbringer", aus der Markdorfer Umgebung. Auch sonst ist in Baden-Württemberg von 1948 bis 1975 die Anzahl der Brutpaare stark zurückgegangen: von ehedem 250 Paaren blieben schließlich nur noch 15 Brutpaare.

Inzwischen zeigt sich die Situation deutlich gebessert, da an vielen Orten Anstrengungen unternommen werden, dem wildlebenden Storch wieder Lebensbedingungen zu schaffen. Darüber hinaus hat der Zuzug von Jungstörchen aus benachbarten Ländern den mitteleuropäischen Storchenbestand erhhöht. Auch Veränderungen in den Überwinterungsgebieten haben sich auf den Bestand positiv ausgewirkt. Deshalb ergaben sich auch bei uns neue Chancen für den Storch. Weitere Anstrengungen unsererseits sind aber notwendig, um den Lebensraum für den Storch und damit für unzählige andere seltene Tier- und Pflanzenarten aufzuwerten. Außerdem sind noch Anstrengungen notwendig, um die Gefahren auf dem Zugweg zu reduzieren. Dazu zählt insbesondere die Entschärfung von gefährlichen Strommasten. Davon profitieren auch wir Menschen durch die Steigerung der Lebensqualität und Lebensfreude.

Das Landratsamt Bodenseekreis und der BUND-Ortsverband Markdorf haben im Jahr 2000 daher dieses Projekt ins Leben gerufen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, hier wieder wildlebende Störche anzusiedeln. Die offene Talebene vom Drumlin "Franzenberg" bis nach Oberteuringen bietet sich mit verbliebenen Feuchtwiesen, Einzelbäumen und Baumgruppen geradezu an und verfügt über ein großes Regenerationspotential. Als Kerngebiet des Projektes wurde das Hepbacher-Leimbacher Ried ausgewählt, wo bereits in den letzten Jahren zahlreiche Grundstücke durch den Landkreis aufgekauft wurden und daher für Naturschutzmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Der wichtigste Teil des Projektes liegt denn auch in der weiträumigen Gestaltung eines für den Storch geeigneten Lebensraumes, denn absolute Grundvoraussetzung für die Ansiedelung der Tiere ist ein ausreichendes Nahrungsangebot. Als erster Schritt dazu wurden das Kerngebiet des Projektes durch extensiv genutzte Flächen aufgewertet und zusätzlich flache Wasserflächen angelegt und Gräben aufgestaut. Gerade an Bächen und anderen Fließgewässern sind außerdem dringend Verbesserungen notwendig, denn sie bilden die Lebensadern der Landschaft. Einst flossen sie mäandrierend, wild und verzweigt; heute dagegen sind sie meist geradlinig und kanalisiert. Ein solches Gewässer ist die Brunnisach, die mitten durch das Projektgebiet verläuft. Hier wurden bereits in den letzten Jahren durch die BUND-Ortsgruppe Markdorf in einigen Teilabschnitten Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt.

Trotz aller bereits erzielten Verbesserungen ist das Nahrungsangebot für Störche - zugegeben - noch lange nicht optimal. Daher benötigen die Großvögel einen zusätzlichen Anreiz. Der wurde ihnen in Form von sechs eigens aufgestellten Kunsthorsten geboten. Sie bestehen aus einem dicken Reisigring von etwa 1,20m Durchmesser, der auf eine einfach gezimmerte Holzplattform montiert und mit Häcksel gefüllt wird. Zudem wurden sie an der Oberseite noch leicht weiß eingefärbt; dies gibt ihnen den Anschein, schon benutzt worden zu sein, und macht sie so in den Augen der Störche noch attraktiver.

Vier dieser Kunsthorste wurden auf (teilweise an der Spitze gekappten) Bäumen montiert, einer auf einem eigens aufgestellten Holzmast, und einer auf dem Dach einer nahegelegenen Scheune. Ihre genauen Positionen können Sie der Karte im Bereich 'Beobachtungsdaten' entnehmen; die darauf verzeichneten international eindeutigen Nummern und Namen erhielten sie durch die transnational im Storchenschutz tätige Stiftung CICONIA.