Heckrinder im Hepbacher-Leimbacher Ried
Nach einer längeren Vorbereitungsphase, die in enger Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Bodenseekreis statt fand, war es endlich so weit: Im Mai 2001 brachte der Züchter (Helmut Gradl aus Postbauer-Heng bei Nürnberg) die ersten vier Heckrinder ins Hepbacher-Leimbacher Ried. Drei Kühe und ein Stier. Zwei weitere Jungtiere, wieder zwei Kühe, kamen im November 2001 hinzu. Die sechs Heckrinder lebten sich schnell in das neue Gebiet ein.
Die Beweidung wirkt sich sehr positiv aus. Aufwachsende Weidentriebe werden von den Rindern abgefressen, durch Trittschäden und Frassinseln entsteht ein sehr strukturiertes, lichtes Gebiet. Es entsteht ein ideales Brutgebiet für Bodenbrüter und ein guter Lebensraum für viele weitere Tiere, wie z.B. Insekten und Kleinsäuger.
Und wie läuft das Projekt? Die Kurzchronologie verrät es:
Jahr 2002: Die Tiere entwickeln sich sehr gut und und sind gesund. Der erste Nachwuchs bleibt auch nicht aus, die Herde wächst auf neun Rinder: Drei kleine Kälbchen (zwei Kühe und ein Stier) sind auf die Welt gekommen. Die zwei Jungkühe werden 2003 an ein ähnliches Beweidungsprojekt des BUND in Beuren an der Radolfzeller Aach verkauft, der junge Stier wird geschlachtet.
Jahr 2003: Den strengen, schneereichen Winter haben die Tiere auch dank ihres dicken Felles gut überstanden. Zeitweise wurde die Herde mit Streu und Stroh zugefüttert. Alle fortpflanungsfähigen Kühe der Herde werden trächtig und gebären drei Stiere und zwei weibliche Rinder. Ein Jungstier und zwei Jungkühe werden wieder nach Beuren an der Radolfzeller Aach verkauft, ein junger Stier wird geschlachtet.
Jahr 2004: Alle fünf Kühe der Herde gebären Nachwuchs. Ein Jungtier aus dem Vorjahr wird geschlachtet, die anderen werden verkauft.Der innovative Charakter des Projektes zeigt sich dadurch, dass der BUND Markdorf häufig von Naturschutzgruppen und anderen Interessenten besucht wird.
Jahr 2005: Der strenge Winter macht eine Zufütterung der Rinder nötig. Hierzu dient das Mähgut aus dem Vorjahr, das auf den "klassisch" gepflegten Flächen des nahegelegenen Naturschutzgebietes angefallen ist. Zwei weibliche Jungtiere werden an ein Beweidungsprojekt im Allgäu verkauft. Die Herde zählt derzeit 9 Tiere.
Jahr 2006 bis 2009: Die Beweidung bewährt sich, die Flächen erhalten immer mehr Strukturen, die Verbuschung ist komplett gestoppt, nur sehr dornige Jungpflanzen können widerstehen. Jährlich erhalten alle Kühe ihre Kälber, die Stierkälber überwiegen bei weitem. Ein weibliches Tier wird der Heckrinder Herde in dem von uns betreuten "Eisweiher" zugeführt, so dass dort jetzt 5 Rinder und zwei Pferde leben.
Jahr 2010: Bereits im Januar wird ein Kalb geboren, im März kommen zwei weitere dazu, die ersten drei Kälber sind alles Stierkälber- insgesamt werden 7 Kälber geboren, da inzwischen der Bestand der Muttertiere auf 7 angehoben wurde. Diese Erhöhung war möglich geworden, da neue, angrenzende Weideflächen gepachtet werden konnten. Durch Schlachtungen wurde die Zahl der Jungtierre wieder reduziert.
Jahr 2011: Alle Muttertierre gebären ihre Jungen, schlachtreife Jungtiere aus den vergangenen Jahre werden aus der Weide genommen. Erstmals verpachtet der BUND die Herde an einen Landwirt aus Unterteuringen, der künftig die Verantwortung und die Betrreuung unseres Beweidungsprojektes auf ca. 18 ha hat.
Jahre 2011 - 2015: Alle Muttertiere sind nach wie vor gesund und bringen jährlich ihre Kälber zur Welt, wobei die Stierkälber an Zahl deutlich überwiegen. Die Weideflächen entwickeln sich erwartungsgemäß und benötigen nur geringe Eingriffe in den Pflanzenbestand. Da in Teilbereichen die kanadische Goldrute gedeiht, entfernen wir sie per Hand. Erstmals - 2013 - lassen wir eine Teilfläche mähen und heuen, da wir dort der Goldrute per Hand nicht mehr "Herr" werden. Dieser Vorgang muss wiederholt werden.
Jahr 2015 – 2018: Mehrere Jungtiere konnten verkauft werden, einige Alttiere sind nicht mehr auf der Weide, der Stier wurde ausgewechselt. Einige Grabenübergänge auf der Weidefläche konnten bei sehr trockener Witterung maschinell verbessert werden. Die Betreuung des Projektes ging in andere Hände über.
Jahr 2019: Einige Schlachtungen waren vonnöten, da sonst das Verhältnis von Weidefläche zur Herdengröße nicht mehr gestimmt hätte. Ein Brunnen wurde gebohrt, um für alle Notwendigkeiten gerüstet zu sein. Auch die elektrische Umzäunung erfuhr Erneuerungen, wobei die Solarstation seit 2001 ordentlich funktioniert. Mehrere Kälber sind bereits geboren.